Unsere Zeit ist 

JETZT

Gegenwärtigkeit erfahren

Unsere Zeit ist Jetzt Teil 1

Zeitreise zurück in die Gegenwart 1/4

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Zeitreise zurück in die Gegenwart

Ego-Manie

Der augenblickliche Moment ist JETZT und der einzige Zeitpunkt, in dem wir wahrlich sind. In ihm liegt unser tatsächliches Potenzial. Wir haben allerdings aufgehört zu sein und angefangen zu denken, was uns eine Menge Probleme bereitet. Haben sie jemals schon Probleme gehabt, ohne diese erdacht, d.h. mental erschaffen zu haben? Probleme ent- und bestehen nur auf gedanklicher Ebene. Warum also produzieren wir so viele davon? Auf der Suche nach dem Glück tappen wir in die Gedankenfalle. Wir neigen zu mentalen Zeitreisen, flüchten uns in die gedankliche Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft – berauben uns so der Gegenwart, in der einzig und allein Glück zu finden ist. Wir erzählen uns und anderen Geschichten über unser Leben, die wir auch selber tatsächlich für unser wahres Leben halten, obwohl sie es nicht sind.

Diese Geschichten sind nichts weiter als mentale Konzepte (über unser Leben) – eine Konstruktion unseres Geistes. Wir entwerfen ein Selbstbild, welches wir als unsere Identität interpretieren und missverstehen, an das wir uns in verzweifeltem Ethos klammern, weil wir befürchten in die Bedeutungslosigkeit zu verfallen, wenn wir dieses Selbstbild aufgeben. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die tiefere Bedeutung unseres Seins wird erst erfahrbar, wenn wir das Konzept abstreifen und unsere grundlegende Wesenhaftigkeit wahr-nehmen. Wo das Denken aufhört, beginnt das Sein: jetzt.

Im Grunde genommen sind wir – ganz einfach – in der grundlegenden universellen Bedeutung des Seins. Wir sind – nichts und niemand im Speziellen – denken uns das aber aus, da unser Ego sich für sehr wichtig hält und eine Identität beansprucht. In unserem essentiellen Sein machen wir persönliche Erfahrungen, die wir jedoch überbewerten und in Form unseres Selbstverständnisses manifestieren. Jede Kategorisierung, die wir vornehmen, indem wir uns ein-, zu-  oder unterordnen, entfremdet uns vom grundlegenden Sein – wenngleich wir sie als persönlich bedeutsam erleben. So sind wir vieles von dem, was wir uns als Rollen zuschreiben nicht wirklich – denken nur es zu sein.

Es ist nicht nötig diese Dualität bzw. Zweifaltigkeit des Seins aufzulösen – entscheidend ist sich ihrer bewusst zu werden. Unser Alltagsleben stellt viele Anforderungen an uns, denen wir auf der Ebene des persönlichen Seins begegnen (müssen), um sie bewältigen zu können. Daran ist nichts Schlechtes, solange wir erkennen, dass es nur eine oberflächliche Erfahrung ist und nicht das Sein an sich. Es ist quasi das Theaterstück unseres Lebens, welches sich auf der Bühne abspielt – nicht jedoch die Bühne selbst ist.

Wenn wir uns von unserem Ego lösen, erfahren wir Freiheit. Wir hören nicht auf zu existieren, wenn wir die Aktivität unseres betriebsamen Verstandes reduzieren. Wenn wir die lauten Gedanken über Vergangenheit und Zukunft einstellen, sind wir gegenwärtig. Nur in der Gegenwart lässt sich diese Freiheit erleben, da es die einzige Zeit ist, die ist und in der wir (präsent) sind. In ihrer Stille eröffnet sich der Zugang zur tieferen Bedeutung und Erfahrung unseres Seins: jetzt.

Wir müssen nicht denken, um zu sein und wir sind nicht das, was wir denken. Ein Fluss ist stets derselbe und doch dem stetigen Wandel der Form unterworfen, so dass er nie der Gleiche bleibt. Wir sind gefährdet uns von dem reißenden Strom unserer Gedanken forttreiben zu lassen. Haften wir ihnen an, so ergreifen sie uns und tragen uns davon. Stattdessen können wir uns dazu entscheiden, ähnlich wie der Fels in der Brandung, standzuhalten. Die Gedanken lösen sich dadurch nicht auf, werden auch nicht zwingend ungestümer, doch wir lassen sie an uns abprallen und vorbeiziehen – beginne jetzt.

Wir werden zum stillen Beobachter, den kein noch so tosender Sturm mehr veranlasst sich ihm hinzugeben – aber vor allem lernen wir zu verstehen, dass wir nicht der Sturm unserer Gedanken sind. Wir verlieren uns oft im Erleben der rauen See an der Oberfläche der Wellen und Strömungen. Beobachten wir den stetigen Wandel dieser und unserer Form, erleben wir allmählich, dass wir viel mehr sind als jede einzelne dieser, der permanenten Veränderung unterworfenen, Formen. Wir können eine enorme Vielfalt an Formen erfahren und dennoch ist gerade das Formlose unsere wahre Natur. Wir sind eine menschliche Verkörperung an Form, durch die das Sein sich selbst beobachten und erfahren lässt: jetzt.

Unsere Zeit ist Jetzt Teil 2

Um Gegenwertigkeit zu erfahren 2/4

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Unsere Zeit ist JETZT –  um Gegenwärtigkeit zu erfahren

Das Sein auf Ebenen unterhalb des Verstandes, wie bspw. Tiere es erleben, auf denen Denken und Selbstkonzepte sich nicht etabliert haben, findet voll und ganz im Jetzt statt. Wir halten ein solches Sein für unmöglich (lebenswert), da es nicht denkbar ist! Tiere erfahren ihr Sein aber genau auf dieser gedankenlosen Ebene, verfügen über kein Selbstbild und sind daher auch nicht mit den daraus resultierenden Problemen belastet. Auch Pflanzen stellen ihre Existenz nicht in Frage, bedauern nicht den gestrigen Tag oder sorgen sich um den morgigen. Sie sind ganz einfach und haben daher nicht mit den Konflikten zu kämpfen, mit denen wir uns durch gedankliche Konstruktionen konfrontieren. Sie geben sich voll und ganz dem Augenblick hin – ohne Widerstand. Der Baum übergibt sich dem Sturm und schwingt mit ihm mit. Ginge er stattdessen in den Widerstand, würde er vermutlich daran zerbrechen – wie auch wir dies im Widerstand gegen das was ist, tun.

Da-Sein

Bei der Beobachtung von Tieren erahnen wir, dass sie ein unbeschwerteres Da-Sein führen. Das häufige Wedeln des Hundeschwanzes vermittelt uns ein Gefühl seiner präsenten Existenz im Moment – ohne gedankliche Vorstellungen und Bewertungen. Vielleicht fühlen sich deshalb viele Menschen in der Gegenwart von Tieren oder in der Natur so wohl und unbelastet. Sie spiegeln uns eine andere Art der Seinsqualität, die wir verlernt haben, seit wir am Denken erkrankt sind. Vorstellungen und Bewertungen erzeugen Widerstände gegen das was ist und nicht so sein soll. Wir erleben Impulse an dem festzuhalten, was uns lieb ist und das abzuwehren, was unliebsam ist. Aufgrund des Grundprinzips alles Lebendigen – der Veränderung – führt sowohl das Anhaften als auch das Ablehnen zu Leid. Die zeitlose Dimension des Seins ist frei von Leid.

Natürliches Modelllernen

Als Vorbilder können Tiere und Pflanzen uns inspirieren, die Qualität unseres Seins in einer anderen Dimension zu erfahren, die allerdings eben nicht mit dem Verstand zu erfassen ist. Greifen wir mit gewohnter Manier und Gier nach ihr, ist sie bereits verloren. Indem wir unsere Gedanken los und uns sein lassen, erfahren wir Gegenwärtigkeit. Im Gewahrsein der Gegenwärtigkeit liegt der Schlüssel für die Pforten zu den tieferen Ebenen unseres Seins und unserer Wesenhaftigkeit, die zeitlos ist. Entledigen wir uns der Form, eröffnet sich der Zugang zu ihr. Wir ertragen vieles, doch die gedankenlose Leichtigkeit des Seins, scheint uns unerträglich. Das scheint uns zu einfach, um wahr zu sein.

Weniger ist mehr:

denn alles was zu tun ist – ist nichts zu tun, was wir leider nahezu verlernt und wodurch wir uns von unserer tieferen Natur entfremdet haben. Es gibt nichts zu erreichen – alles ist da und geht nicht verloren – was sich ändert, ist die Form. Wir lassen unsere Gedanken von uns Besitz ergreifen und übergeben uns in ihre Knechtschaft. Wir glauben ihren Lügen, halten die Geschichten, die sie erzählen für die universelle Realität, erschaffen somit tatsächlich unsere persönliche Realität, die uns von ersterer trennt. Wir treiben lediglich an der Oberfläche des Seins, ohne seine Tiefen zu erfahren. Unseren Gedanken sollten wir weniger Glauben und Zeit schenken, um so unsere Seinsqualität anzureichern. Das Denken kann ein hilfreicher Untergebener sein, ist jedoch kein guter Gebieter. Vor allem gibt es keine tiefgründigen Gedanken, obwohl wir sie gerne dafür halten. Gedanken sind eine oberflächliche Form der Ausgestaltung des Da-Seins, dessen Tiefe oberhalb bzw. außerhalb der gedanklichen Formen liegt.

Persönlichkeitsstörung

Wir haben durch den Entwurf unseres gedanklichen Selbstkonzeptes eine Dualität erschaffen, die eine Ver-rücktheit zur Folge hat: eine Trennung zwischen dem Seienden in uns und unserem Selbstbild – über die Identifikation des Egos mit demselben. Wir leiden quasi an einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung, führen eine Beziehung mit uns selbst. Es handelt sich um eine Beziehung zwischen dem Seienden und unserer erdachten Persönlichkeit oder sogar mehreren Persönlichkeiten, ähnlich wie bei einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Im wahrsten Sinne des Wortes sehr eigenartig – denn wie bereits erwähnt, verhalten sich anderen Arten andersartig!

Unsere Zeit ist Jetzt Teil 3

Leiden und andere Laster 3/4

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Leiden und andere Laster

Wir leiden an mehr oder weniger latenter Unzufriedenheit, da wir uns vom zukünftigen Moment immer ein wenig mehr Erfüllung versprechen, als wir davon im gegenwärtigen zu finden meinen. So jagen wir Visionen einer vermeintlich besseren Zukunft hinterher, die schwarze Löcher in der Gegenwarthinterlassen. Wir verlieren den Bezug zum Hier und Jetzt – dem Augenblick, in dem das Leben ausschließlich geschieht.

Gelingt es uns, unsere Vorstellungen davon, wie etwas zu sein hat, sein zu lassen, verringern wir die Lücke zwischen IST und SOLL. Aus dieser Diskrepanz entsteht Leiden. Ohne die Idee, wie etwas zu sein hat, ist es ganz einfach, das was es ist. Können wir das akzeptieren und unsere Widerstände aufgeben, gibt es nichts zu erreichen.

Das was bereits ist, lässt sich nicht mehr verhindern, so dass es uns mit blindem Aktionismus ohnehin nicht gelingt die gewünschte Veränderung herbeizuführen. Statt uns am Außen vergeblich abzuarbeiten, können wir uns dem Innen zuwenden. Je weniger wir wollen, desto mehr haben wir bereits. Etwas loslassen bedeutet nicht etwas loswerden zu wollen, sondern es so sein zu lassen, wie es ohnehin bereits ist. Jeder Widerstand dagegen ist ver-rückt. Es wäre jedoch ein Trugschluss daraus zu schlussfolgern, dass wir deswegen alles akzeptieren müssen. Wir können uns sehr wohl dafür entscheiden aktiv zu werden, wenn es uns ein Anliegen ist eine Situation zu verändern.

Die Gegenwart verpassen wir oft, indem wir uns von der Phantasie gefangen nehmen lassen, wir hätten jetzt gerade keine Zeit für sie – bzw. dazu bestimmte Dinge zu erledigen. Die Auseinandersetzung mit diesen vertagen wir in eine ungewisse Zukunft, mit der Intention Zeit zu gewinnen, die wir tatsächlich allerdings dabei verlieren, denn die einzige Zeit, die uns zur Verfügung steht ist die im Jetzt.

Uns allen steht interessanterweise genau die gleiche Zeit zur Verfügung, die wir jedoch sehr unterschiedlich nutzen. Das gilt im Übrigen ohne Einschränkungen auch unabhängig von Lebensalter oder Lebenserwartung. Wie alt auch immer wir sind oder werden, sind wir doch alle immer lediglich im gegenwärtigen Augenblick. Alles andere ist gedankliche Erinnerung daran oder Vorstellung darüber was nicht mehr oder noch nicht ist – in keinem Fall handelt es sich dabei um verfügbare Zeit. Verschwenden wir unsere Gegenwart durch re- oder prospektive gedankliche Zeitreisen, entschwinden wir ihr.

Wir denken, dass wir aufhören zu existieren, wenn wir unsere Gedanken darüber, wer wir zu sein meinen, aufgeben – nach dem Motto: ich denke also bin ich. Doch in Wirklichkeit sind wir erst genau dann, wenn wir das Denken aufgeben und uns Sein lassen. Unser neues Motto könnte daher lauten: sobald ich denke, bin ich nicht mehr. In dem Moment, in dem ich aufhöre zu denken, beginne ich zu sein.

Das Begreifen dieser Dualität der gedanklichen Vorstellung unseres erdachten vergangenen sowie zukünftigen Lebens und unserem tieferen gegenwärtigen gedankenlosen Sein ist der erste Schritt zum Erwachen – zum Erkennen der Wesenhaftigkeit unseres Seins. Diese Wesenhaftigkeit ist nicht kognitiv erfahrbar. Jeder Gedanke über das, was du zu sein meinst ist Fiktion. Weder bist du Deutscher noch Fußballspieler noch Jurist. All das bist du nicht. Es sind Kostüme, mit denen du dich einkleidest und an die du glaubst bzw. die du gedanklich konstruierst und dir übersteifst. Frag dich, wer du bist. Eine gedankliche Antwort darauf gibt es nicht – eine Antwort aber sehr wohl.

Unsere Zeit ist Jetzt Teil 4

Über nICHt Sein und Licht Sein 4/4


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Über nICHt Sein und Licht Sein

Statt unser Bewusstsein über die Ebene  der Kognitionen zu erheben und zu transzendieren, sinken wir oft unter sie herab, indem wir unsere belastende gedankliche Aktivität durch schädliche Mittel reduzieren – wie bspw. den Konsum von Alkohol oder anderen Drogen. Kurzfristig entsteht so durch die gedankliche Entleerung ein Gefühl von Erleichterung – jedoch nur bis der Verstand seine Arbeit wieder aufnimmt und seine tückischen Aktivitäten fortsetzt.

Unser Ego ist dominant, fordert seine Existenzberechtigung und lässt sich seinen Rang nicht ohne Gegenwehr streitig machen. In Anbetracht der sehr begrenzten zeitlichen Wirkdauer und grundsätzlichen Wirksamkeit dieser Maßnahmen, stellt sich die Frage, wieso wir dennoch so oft auf sie zurückgreifen und beträchtliche und schädliche Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Wir wissen uns oft nicht besser zu behelfen. Die sinnvollere Alternative zum Absturz unter die kognitive Ebene, wäre der erhabene Aufstieg über sie.

Wir sind der Kontrolle durch unseren Verstandes nicht ausgeliefert und müssen uns ihm nicht unterwerfen. Wir verfügen über das Potenzial die Steuerung über ihn zu  übernehmen und können ihm aktiv und bewusst Auszeiten verordnen. Die Pause unseres Verstandes ermöglicht uns eine Verbindung mit dem Zustand des Seins herzustellen. Auch wenn wir tatsächlich erlebte Lebensereignisse zum Gegenstand gedanklicher Betrachtung erheben, sind diese augenblicklich nicht wirklich existent. Wir hauchen ihnen durch unsere mentale Betrachtung Leben ein, welches wir unserer Gegenwärtigkeit entziehen. Ziemlich hohe Kosten, die dieses Vorgehen verursacht, denn Kognitionen übersetzen sich in Emotionen, welche sich psychophysisch auswirken können. Denken wir schlecht(es über uns), fühlen wir uns in Konsequenz auch miserabel.

Präsentes GewahrSein ist die Alternative, die nicht nur den Umgang mit uns selbst, sondern auch unseren Umgang mit anderen Menschen positiv verändern kann: lösen wir uns vom Erdachten und wenden uns der wertfreien Wahrnehmung, dessen was ist, zu  – ungeachtet dessen, was wir darüber denken (wie es sein sollte). Über den Moment hinaus sind wir nicht(s). Wir denken lediglich jemand oder etwas zu sein, doch nichts von all dem, was wir denken zu sein, sind wir tatsächlich. Sobald wir denken etwas zu sein, sind wir nicht mehr – präsent, sondern abstrahieren unser Sein. Wir sind bereits das Leben und müssen es nicht erst erschaffen, indem wir ihm gedanklich Ausdruck verleihen. Dadurch distanzieren wir uns von ihm bzw. seiner wahren Essenz.

Verschiedene Methoden eignen sich, um mehr Gegenwärtigkeit zu erfahren. Wir erleben oft die Lenkung unserer Aufmerksamkeit auf körperliche Sensationen hilfreich. In vielen Entspannungsverfahren wird diese Methode eingesetzt.  In der Meditationspraxis wird der Atem als Anker verwendet, um in der Gegenwärtigkeit zu verbleiben. Unser Körper ist im Gegensatz zu unserem Geist beständig gegenwärtig, so dass er uns eine gute Unterstützung sein kann. Wir vernachlässigen unseren Körper leider oft und ordnen ihn unserem Geist unter.

Natürliche Phänomene können ebenfalls einen Beitrag dazu leisten unseren Geist zu besänftigen. Das ist der Grund dafür, weshalb viele Menschen sich in der Natur oft wohlfühlen und sich in ihrer Umgebung beruhigen und mit dem Sein näher verbunden fühlen. Sie ist – ohne zu denken und zu werten. Sie spiegelt uns als Vorbild das pure Sein, ohne Irritationen durch geistige Zerstreuung. Sie lädt uns ein zu Verweilen  – es ihr zumindest gelegentlich gleich zu tun.